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Die falsche Diva

Roman

Erschienen am 11.12.2006
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442460397
Sprache: Deutsch
Umfang: 251 S.
Format (T/L/B): 1.6 x 18.7 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der neue Köln-Krimi von Reinhard Rohn: ein weiterer spannender Fall für Hauptkommissar Matthias Brasch.

Als Hauptkommissar Matthias Brasch von der Beerdigung seines Vaters in einem kleinen Dorf in der Eifel zurückkehrt, wartet schon wieder ein neuer Fall für ihn: In einem Vorort von Köln sind zwei Kinder spurlos verschwunden. Eine erste Spur führt in die Villa von Marlene Brühl, einer einstmals legendären Schauspielerin, bei der die Zwillinge Tobias und Thea häufig zu Besuch waren. Doch wenig später findet Brasch die exzentrische alte Dame ermordet auf - und er ahnt, dass dies nur der Auftakt zu einer Reihe weiterer Morde ist, die sich im Umfeld der Diva ereignen werden ...



Autorenportrait

Reinhard Rohn, am 7. April 1959 in Osnabrück geboren und als Verlagsleiter in Berlin tätig, legt mit "Die weiße Sängerin" sein sechstes Buch vor. Wie auch in seinen vorherigen Kriminalromanen, die ebenfalls bei Goldmann erschienen sind, dient ihm seine Heimatstadt Köln als Kulisse.

Leseprobe

PROLOG Ungeschehen machen - dieser Gedanke war es, der ihm den Kopf zermarterte und ihm nächtelang den Schlaf raubte. Wie konnte er Dinge ungeschehen machen? Man müsste, sagte er sich, wie ein Riese durch die Welt laufen und die Bäume und Pflanzen nicht ausreißen, sondern sie wieder in die Erde stopfen, als wären sie nie da gewesen. Man müsste auch Tiere und Menschen ausradieren können - und sich selbst, ja, sich selbst, die eigene Armseligkeit verschwinden lassen, wie ein guter Zauberer. Wie oft sah er sich als Kind, das allein in der Wohnung war, sieben Etagen hoch über der Erde, voller Hunger und Durst, aber außer ein paar Zwiebäcken und Wasser aus einem rostigen Hahn hatte er nichts, um sich den knurrenden Bauch zu stopfen. Und auch seine leeren Stunden konnte er mit nichts füllen, nur mit leisen Gesängen, irgendwo in einer Ecke kauernd, bis endlich, wenn es schon lange dunkel war, seine Mutter zurückkehrte, unwirsch und wortkarg. Einmal aber spazierte er am offenen Fenster entlang, balancierte auf dem Sims und sah sich schon fallen, davonsegeln, als eine Hand, die genauso klein war wie seine, ihn zurückriss und er doch nicht in den Himmel flog. Ungeschehen machen - das war die laute, dröhnende Musik in seinem Kopf, die ihn schier zum Wahnsinn brachte, und dann musste er wieder loslaufen, heimlich, durch die Nacht, auch wenn er dagegen ankämpfte, wenn er sich in die Unterarme biss, seinen Kopf in eiskaltes Wasser hielt und sich eine Flasche Wein einflößte. Er liebte Tiere; er wollte niemanden quälen. Er hatte die feste Absicht, gut zu sein, aber die Nacht drückte auf seine Schultern, und die Worte »ungeschehen machen« stampften durch seinen Kopf. Sie wehrten sich nicht, wenn er sie packte, schauten ihn mit ihren großen, fragenden Augen an - Kaninchen, Hasen, Katzen, egal; er war ein guter Fänger. Hinterher war ihm meistens wohler. Er konnte eine Nacht durchschlafen, ohne zu träumen, und richtig atmen, frei, bis tief in den Bauchraum. Aber die Erlösung währte nie lange. Nach ein paar Tagen kehrte der Druck zurück, und die furchtbare Musik im Kopf begann erneut, wurde immer lauter. Er hatte nie wirklich daran gedacht, auch einmal einen Menschen zu töten. Sein großer Traum war es, ein schneeweißes Pferd zu finden, ihm über den Kopf zu streichen, sie würden Freunde werden, und dann würde er ihm mit einem leichten, beinahe schmerzfreien Streich den Bauch öffnen, wie ein exzellenter Chirurg, und hineinklettern, zwischen die Gedärme, in den dunklen, warmen Bauch; da war er zu Hause, da würde er bleiben. Er wäre wieder unschuldig, und niemand würde ihn jemals finden. ERSTER TEIL 1 Brasch konnte nicht weinen. Während neben ihm sein Bruder Robert hemmungslos schluchzte, spürte er, dass er vollkommen leer war. Keine einzige Träne lief ihm über die Wange. Er fragte sich, ob er seinen Vater je geliebt hatte. Eine Antwort darauf fiel ihm nicht ein. Wenn er ehrlich war, konnte er sich nicht erinnern, wirklich einmal mit seinem Vater gesprochen zu haben. Ihre wenigen Telefonate hatten zumeist nur ein Thema gehabt: Wie war das Wetter in der Eifel? Im Winter hatte es seinem Vater gefallen, vom Schnee zu erzählen. Er war sogar eine Art Experte für Schnee, konnte beinahe wie ein Inuit unterscheiden, ob große, feste oder eher wässrige Flocken vom Himmel fielen. Selbst wie lange der Schnee liegen bleiben würde, wagte er vorherzusagen. Ihr in Köln kennt ja gar keinen Schnee, hatte er jedes Mal erklärt. Bei euch fällt doch nur weißes Wasser vom Himmel. Nein, er hatte seinen Vater nicht geliebt. Er hatte ihn nicht einmal geachtet, und schon als Kind war er sicher gewesen, dass er davonlaufen, das Eifeldorf hinter sich lassen würde, das stickige, schmucklose Lokal an der Hauptstraße, in Wahrheit eine bessere Imbissbude, in der seine Eltern ihr Leben verbracht hatten. Sehr weit war er nicht gekommen - bis nach Köln zur Kriminalpolizei. »Wofür hat man eigentlich gelebt?«, hatte sein Vater gefragt, ein paar Stund Leseprobe

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