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Ernst Jünger - Friedrich Hielscher

Briefe 1927-1985

Erschienen am 05.04.2005
45,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608936179
Sprache: Deutsch
Umfang: 556 S., Fadenheftung
Format (T/L/B): 3.8 x 21.7 x 13.9 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Friedrich Hielscher, Publizist und Privatgelehrter, trat schon in seiner Schulzeit einem Freicorps bei, verweigerte sich aber der Teilnahme am Kapp-Putsch. Er studierte Jura in Berlin und Jena, gab seine Tätigkeit am Berliner Kammergericht aber nach kurzem wieder auf. Hielscher, der zu seinen Bekannten Elisabeth Förster-Nietzsche, Oswald Spengler und Theodor Heuss zählte, war einer der ersten Autoren der von Jünger mitherausgegebenen Zeitschrift 'Arminius'. Von da an arbeiteten beide, wenn auch nur temporär, im Rahmen der nationalrevolutionären Publizistik zusammen. Hielschers Philosophie, die sich an der Formulierung einer 'heidnischen' Theologie versuchte, mündete schon früh in die Gründung einer politisch-religiösen Sekte - der 'Unabhängigen Freikirche UFK'. Aus dem epochalen Nachlass Ernst Jüngers liegt nun die Korrespondenz mit Friedrich Hielscher vor. Obwohl die intellektuelle Beziehung der beiden Männer spannungsreich war und durch 'Wohlgefallen und Mißbehagen' zugleich geprägt war, setzte sich der in den Zwanziger Jahren begonnene Briefwechsel fort bis zu Hielschers Tod 1990. Dem Umfang nach nimmt die Korrespondenz einen mittleren Rang ein. Ihre Bedeutung gewinnt sie indes aus dem Umstand, dass sie zu mehr als einem Drittel aus Briefen besteht, die zwischen 1927 und 1933 gewechselt wurden, also aus jenen Jahren stammen, in denen die politische Publizistik Ernst Jüngers ihren Höhepunkt erreichte. Da andere Korrespondenzen aus der Zeit entweder als vernichtet gelten müssen oder nur mehr in Abschriften vorliegen, stellen die mit Hielscher gewechselten Briefe ein einzigartiges Dokument dar, das tiefe Einblicke in die Ideenwelt und das Beziehungsnetz ermöglicht, in denen sich Jünger zur Zeit seines intensivsten politischen Engagements bewegte.

Autorenportrait

Ernst Jünger, am 29. März 1895 in Heidelberg geboren. 1901-1912 Schüler in Hannover, Schwarzenberg, Braunschweig u. a. 1913 Flucht in die Fremdenlegion, nach sechs Wochen auf Intervention des Vaters entlassen 1914-1918 Kriegsfreiwilliger 1918 Verleihung des Ordens 'Pour le Mérite'. 1919-1923 Dienst in der Reichswehr. Veröffentlichung seines Erstlings 'In Stahlgewittern'. Studium in Leipzig, 1927 Übersiedlung nach Berlin. Mitarbeit an politischen und literarischen Zeitschriften. 1936-1938 Reisen nach Brasilien und Marokko. 'Afrikanische Spiele' und 'Das Abenteuerliche Herz'. Übersiedlung nach Überlingen. 1939-1941 im Stab des Militärbefehlshabers Frankreich. 1944 Rückkehr Jüngers aus Paris nach Kirchhorst. 1946-1947 'Der Friede'. 1950 Übersiedlung nach Wilflingen. 1965 Abschluß der zehnbändigen 'Werke'. 1966-1981 Reisen. Schiller-Gedächtnispreis. 1982 Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.1988 Mit Bundeskanzler Kohl bei den Feierlichkeiten des 25. Jahrestags des Deutsch-Französischen Vertrags. 1993 Mitterrand und Kohl in Wilflingen. 1998 Ernst Jünger stirbt in Riedlingen. Friedrich Hielscher (1902-1990), einer der engsten politischen Weggefährten Ernst Jüngers in den 20er Jahren. Publizist, politischer Aktivist am rechten Rand des politischen Spektrums, Stifter einer heidnischen Freikirche. Hielschers Kreis war gegen den Nationalsozialismus, einzelne Mitglieder nahmen aktiv am Widerstand gegen Hitler teil.

Leseprobe

Ernst Jünger an Friedrich Hielscher Feldpost 36235 In Stellung, 13.12.1939. Lieber Herr Hielscher! Ich hause hier in diesem Winkel Erde unter Verhältnissen, die der Feder nicht günstig sind. Daher bin ich mit allen Briefen stark im Verzug. Aus Ihrem Manuskipt 'Werden und Sein' ersah ich, daß Sie einen weiten Weg zurückgelegt haben, und zwar sowohl in den Gedanken als auch im Wort. Sie gehören zu den Wenigen, die von der Souveränität des Geistes noch eine Vorstellung besitzen, ungeachtet aller Demonstrationen in der empirischen Welt. An Ihrem Stil fällt mir auf, daß in ihm die frühe Mystik durch die philosophie des 18. und 19. Jahrhunderts wie durch einen Filter hindurchgegangen ist. Sie bewegen sich daher in der direkten linie, und damit entfällt für Sie die Klippe, an der man die theologischen Bemühungen vor allem scheitern sieht. Ich meine die Wiederanknüpfung, die mich immer an den Versuch erinnert, einen zerschnittenen Nerv wieder in Funktion zu bringen, indem man seine Enden aneinanderhält. Hierin verbirgt sich auch der Hauch von Unglaubwürdigkeit, wie man ihn heute in jeder Predigt schmeckt. Dagegen finde ich in Ihrem Ausdruck die Note, in der man von bekannten und nahen Dingen spricht. Wann ich einmal in Berlin sein werde, weiß ich nicht. Ich lebe hier ganz als Eremit, zwar tätig in einer Masse von Menschen, doch nur mit technischen und ohne geistige Beziehungen. Das ist mein Opfer an diese Zeit und ihre Aufgabe, die noch im Schmerze liegt. Desto erfreulicher sollen mir in Zukunft die Stunden sein, in denen wieder eines der seltenen Gespräche mit Gleichgestellten möglich ist. Nur mit  diesen fällt mir das Sprechen leicht, so wie ein schnelles Schiff nur unterm Winde seine Art erweist. Mit herzlichem Gruß Ihr Ernst Jünger Friedrich Hielscher an Ernst Jünger Meiningen, Helenenstr. 10, den 22.12.39. Lieber Herr Jünger, ich danke Ihnen für Ihren Brief. Den Gedanken, die ich anfasse, zeigt sich die zunehmende Wärme förderlich und dienstlich; und so erhoffe ich noch mancherlei. Wer das Wirken der Götter erfahren hat, weiß freilich, daß sie nicht beschworen werden können, sondern nur gerufen, und daß sie nach ihrem Belieben kommen und gehen. Aber ich bin guter Dinge. Morgen fahren wir nach Bln, wo wir zu Neujahr hochzeiten wollen. Daß es hinter der standesamtlichen Zusammenschreibung geschieht, ist unerquicklich genug. Für den Fall, daß Sie über die Jahreswende zufällig nach Bln kommen sollten: ich wohne bei meiner Schwester (W 15, Bregenzer Str. 1., b. Frl. R.A. Hielscher). Wahrscheinlich werde ich ab Mitte Januar spätestens wieder in Meiningen sein. Im Frühjahr beabsichtige ich nach Bln oder in die Nähe Berlins zu ziehen, aus beruflichen Gründen. Ich verlasse jetzt ungern die freundliche Welt Meiningens; aber ich hoffe, daß meine neue Wohnung bessere Gelegenheit zu guten Gesprächen geben wird. Mit allen guten Wünschen für die heiligen Zwölf Nächte und das neue Jahr ein Jahr des Trotzes und der Sicherheit grüßt Sie herzlich Ihr Fch Hielscher Friedrich Hielscher an Ernst Jünger Potsdam, den 11.2.42. Lieber Herr Jünger, ich danke Ihnen für Ihr Tagebuch. das mir der Verlag dieser Tage zugesandt hat. Mit Anteilnahme habe ich mich dem Entziffern des Mosaiks gewidmet, bei dem, wenn ich recht gesehen habe, mancherlei Steine ausgespart worden sind, wohl bewußt um den Preis, daß die Fläche, welche das Bild beherrscht, durch das Verschweigen der Tiefe deutlich geworden [ist] und eindringlich. Nachdem Ihre Gattin an Ihrer Statt mir geantwortet hat. es sei noch keine Sendung bis zu Ihnen gelangt, habe ich sie gefragt - da wieder Päckchen durch die Feldpost nicht befördert werden -, ob ich die Ordnungen jetzt nach Kirchhorst senden soll. Meinen Brief mit derselben Frage haben Sie wohl nicht erhalten? Dies voraussetzend wiederhole ich nochmals meine guten Wünsche für Ihr Wohlergehen im neuen Jahre und bleibe mit herzlichem Gruße Ihr Fch Hielscher

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