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Roman

Erschienen am 25.08.2011, Auflage: 1/2011
23,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608939606
Sprache: Deutsch
Umfang: 393 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 21 x 13.4 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Im verschneiten Wald nahe des Bergdorfs San Giuda werden die Leichen von elf Touristen gefunden. Die Autopsie der Leichen offenbart etwas Unfassbares: elf Leichen, elf Todesursachen. Mord und Selbstmord, Krebs und Herzinfarkt. Ein Opfer scheint dem Biss eines Haifisches erlegen zu sein. Nichts passt zusammen. Während die Behörden die unerklärlichen Details der Tragödie vertuschen, versuchen der Priester Don Ermete und die Psychologin Giovanna, das Rätsel zu lösen. Ihre Ermittlungen führen den Leser auf eine philosophische Reise in die Grenzgebiete unseres Verstandes.

Autorenportrait

Sandro Veronesi, geboren 1959 in Florenz. Er ist Architekt, arbeitet jedoch seit einigen Jahren als Schriftsteller. Er gilt als einer der bedeutendsten Autoren seiner Generation in Italien und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Leseprobe

ERSTER TEIL Ein Geschehen kann schon allein deshalb nicht wie eine Rechnung aufgehen, weil wir nie alle notwendigen Faktoren kennen, sondern nur einige wenige, meistens recht nebensächliche. Auch spielt das Zufällige, Unberechenbare, Inkommensurable eine zu große Rolle. FRIEDRICH DÜRRENMATT Das Schicksal ist nicht unsichtbar Borgo San Giuda war nicht einmal mehr ein Dorf, es war ein Weiler. Vierundsiebzig Häuser, davon mehr als die Hälfte verlassen, eine Bar, ein Lebensmittelgeschäft und die Kirche mit ihrem Pfarrhaus - unverhältnismäßig groß im Vergleich zum Rest. Ende. Kein Zeitungskiosk, kein Friseur, keine Ambulanz, keine Grundschule; dafür und für alle anderen Errungenschaften der Zivilisation musste man nach Serpentina durch den Wald fahren oder nach Doloroso, nach Massanera, nach Gobba Barzagli, nach Fondo, nach Dogana Nuova oder geradewegs hinunter nach Cles. Doch es gab einen Schmied, Wilfred, der Riesenkräfte hatte und wie Mangiafuoco, der Puppenspieler aus Pinocchio, aussah, und einen Friedhof mit mehr als dreihundert Gräbern. Dort zu leben ergab keinen Sinn, doch wir lebten dort, wir waren dreiundvierzig, eigentlich zweiundvierzig, seit der alte Rezè gestorben war. Es war ein Ort, der so gut wie nicht existierte, und niemand wird jemals begreifen, warum das, was geschehen ist, gerade dort geschehen ist, wo nie etwas geschah. Das Einzige, was im Winter in San Giuda geschah, war die Ankunft des Schlittens von Beppe Formento. Die Formentos waren eine der vier Familien von San Giuda - die mächtigste, könnte man sagen, wenn es nicht so lächerlich klänge. Sein Bruder und seine Schwester besaßen die Bar und das Lebensmittelgeschäft, und ihre Kinder waren die einzigen jungen Leute, die dort lebten. Die eine, Perla, Tochter von Rina, hatte der Biathlon-Nationalmannschaft angehört und auch eine Medaille im Staffellauf gewonnen; der andere, Zeno, Sohn von Sauro, war ein vielversprechendes Talent im Skispringen gewesen, doch dann hatte er damit aufgehört. Beppe Formento liebte Pferde und besaß ein Reitzentrum in der Nähe von Serpentina; im Sommer kamen Urlauber, um Pferde für Ausritte zu mieten, und im Winter gelang es Beppe im Rahmen der weißen Wochen, ein Dutzend Touristen pro Tag für eine Fahrt mit dem Pferdeschlitten zu begeistern: Alte, Mütter und kleine Kinder, die den Prospekt in den Hotels der Region fanden und beschlossen, sich einen Ausflug wie im 19. Jahrhundert zu gönnen. Die Strecke war immer die gleiche: vom Reitzentrum hinauf zur stillgelegten Skischanze, von dort durch den Wald bis zu dem vereisten Baum (er vereiste ihn selbst jedes Jahr mit der Schneekanone, um seine Kunden in die richtige Stimmung zu versetzen) und dann direkt nach San Giuda und zurück. Jeden Vormittag, pünktlich um zehn, brachte Beppe Formento den Schlitten auf dem Dorfplatz zum Halten, stieg aus, kündigte einen Aufenthalt von zwanzig Minuten an, und die frierenden Touristen flüchteten sich in die Bar seines Bruders, um einen Espresso oder Cappuccino zu trinken. Mit einem Gepäckkarren auf Kufen, der an den Schlitten angekoppelt war, brachte er jeden Morgen frisches Gemüse und Fleisch, Mineralwasser, Milch, Kaffee, Nudeln, Käse, Wein und Getränke zum Laden seiner Geschwister. Während die Touristen sich stärkten, lud er die Waren ab und empfahl allen, vor der Abfahrt noch die Kirche zu besichtigen; die Touristen hörten jedes Mal brav auf ihn, und jetzt kam ich ins Spiel: Ich nahm sie am Portal in Empfang und zeigte ihnen das hölzerne Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert, die spätgotische Kanzel mit ihren Basreliefs, die Statue der Madonna delle Selve und die unseres Heiligen, über den ich ihnen erzählte, was es zu erzählen gab: der heilige Judas Thaddäus (alle glauben immer, es handele sich um Judas Ischariot, den Verräter), Apostel, Bruder von Jacobus dem Jüngeren und Cousin von Christus, gestorben als Märtyrer im Orient, Beschützer der Enterbten und aller, die ohne Hoffnung sind. Manchmal waren meine Worte inspirierter, oder unter Leseprobe

Schlagzeile

'Dieser Roman packt den Leser von der ersten Seite wie ein reißender Strom, er treibt ihn gnadenlos an das rettende Ufer, das Ende des Buchs, das auch nur der Beginn einer neuen Reise ist.' Il Giornale

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